Lesenswert
und hörenswert sind unsere Empfehlungen
für Kopf und Herz, Sinn und Verstand, Lust und Laune
und hörenswert sind unsere Empfehlungen
für Kopf und Herz, Sinn und Verstand, Lust und Laune
Droemer/Knaur 2019 / Geb. / 352 Seiten / 22,00 €
Eine Empfehlung von Nina Schramm
Kim Meys 50. Geburtstag soll unvergesslich werden. So haben es zumindest seine drei Kinder geplant, als Sie Tevi Gardiner dazu einladen, die Frau, mit der Kim vor vielen Jahren aus seiner Heimat Kambodscha geflohen ist. Doch anders als erwartet, zeigt sich Kim eher unterkühlt bei dem Besuch. Auch seiner Frau Ines ist die unerwartete Besucherin eher unangenehm. Das, was Kim und Ines jahrelang vor ihren Kindern verschwiegen haben, bricht sich nun Bahn: Kims Vergangenheit in Kambodscha, die dramatische Flucht von Kim und Tevi, der Neuanfang in Österreich. Beide, Kim und Tevi, haben die Schreckensherrschaft der roten Khmer in Kambodscha miterlebt. Der Umgang beider mit ihrer Vergangenheit ist jedoch höchst unterschiedlich. Nach und nach enthüllt Judith Taschler (Foto © Patrick Saringer) die Geschichten ihrer Figuren, zeigt auf, dass die Rollenverteilung zwischen Tätern und Opfern nicht immer eindeutig ist und, dass jeder Mensch eine eigene Sichtweise auf das Erlebte hat.
Buchvorstellung und Diskussion am 8. Mai 2019
Die Buchhandlung war bis auf den letzten Platz besetzt, die Veranstaltung ausverkauft. Das starke Interesse am Thema wurde dadurch nochmals unterstrichen. Lale Akgün (Mitte) betonte im Gespräch mit Peter Pauls nachdrücklich ihre Forderung nach einem säkularen Staat, in dem die Religionen ihren Platz haben und gleichberechtigt behandelt werden, aber nicht das öffentliche Leben bestimmen können. Ein sehr aufschlussreicher informativer und rundherum gelungener Abend!
Diogenes Verlag 2019 / Geb. / 288 Seiten / 22,00 €
Eine Empfehlung von Maurizio Capaldi
Fünf Frauen stehen im Mittelpunkt des neuen Romans von Daniela Krien (Foto: Maurice Haas / © Diogenes Verlag): alle in der ehemaligen DDR aufgewachsen, den Mauerfall als Jugendliche erlebt, Schauplatz „heute“ ist Leipzig. Jetzt fordert sie der Alltag, dessen Bewältigung für keine der Protagonistinnen einfach ist. Jede von ihnen ringt um das Gelingen von Leben und Liebe. Krien beschreibt die Freuden und Leiden dieser Frauen nüchtern, pragmatisch. Die Sparsamkeit in ihrer Sprache kann deren Welt kaum besser treffen. Kein Adjektiv zu viel, dass hier von wesentlichen Aussagen ablenkt. Mit illusionsfreier Ehrlichkeit werden persönliche Tiefpunkte geschildert, und doch bleibt beim Leser ein Gefühl zurück, das positiv stimmt. Die emotionalen Höhen und Tiefen, Liebe und Leid haben nebeneinander ihren Platz. Aus dem Leben gegriffen. Nicht beschönigt, nicht dramatisiert. So wie sie das Leben selbst schreiben könnte. Ein Lesegenuss!
Tulipan Verlag / Geb. / 36 Seiten / Sonderausgabe 10,00 € / ab 4 Jahren
empfohlen von Nicola Dielkus
Wusstet Ihr, dass Heringe hohe und tiefe Töne pupsen können? Oder habt Ihr schon mal von einem Thermometerhuhn gehört? Und woher hat das Tier bloß seinen komischen Namen? Beim Blaufußtölpel ist es klar, der tölpelt auf blauen Füßen. Wie, Tiere mit blauen Füßen, die gibt es? Die gibt es! Genau wie die weiteren zehn Tiere mit sonderbaren Namen und unglaublichen Eigenschaften, die uns Andrea Schomburg (Foto: Agnieszka Kosakowska) in Reimen und kurzen Sachtexten einprägsam vorstellt. Und die fröhlich farbenfroh frechen Illustrationen von Dorothee Mahnkopf (Foto: Elena Busshoff) sorgen dafür, dass man diese außergewöhnlichen Geschöpfe nie mehr vergisst.
Das diesjährige, nun dritte Junge Buch für die Stadt Köln ist eine ganz besondere (Wieder-) Entdeckung aus dem Fundus der Bilderbücher.
Suhrkamp Verlag 2019 / Geb. / 535 Seiten / 18,00 €
empfohlen von Lemonie, eine unserer Vor-Leserinen, 14 Jahre alt.
Das Buch war sehr spannend, schön geschrieben und ist Lesestoff für Jugendliche, vor allem für Mädchen. Die Geschichte handelt von Ophelia, eine junge schüchterne Frau, die sich eher hinter ihrem Schal versteckt und lieber von alten Dingen umgeben ist als von Menschen. Dabei hat sie besondere Talente: Sie kann Gegenstände lesen und durch Spiegel reisen. Aber dann erfährt sie, dass sie auf den eisigen und gefährlichen Pol ziehen und dort den Adligen Thorn heiraten soll, einen Mann, den sie gar nicht kennt. Also macht sie sich auf den Weg in ihr neues, unbekanntes Zuhause und ahnt nicht, was sie dort erwartet. Dort wird ihr das Leben nicht leicht gemacht: ihr Verlobter hat viele Feinde, ihre Schwiegerfamilie ist äußerst brutal und hasst sie und um sie herum scheint es nur Geheimnisse zu geben. Ophelia braucht dringend Verbündete, allerdings weiß sie nie, wem sie vertrauen kann und wem nicht …
Das Buch spielt in einer sehr fantasievollen Welt, die mir gut gefallen hat. Außerdem mochte ich, dass es bei Hofe spielt und ein prachtvolles Leben mit viel Luxus beschreibt. Das offene Ende sorgt dafür, dass man unbedingt weiterlesen möchte, vor allem, weil eine bedeutende Veränderung bevorsteht.
Es gibt schon zwei weitere Bände auf Französisch, die im Juli und November 2019 in deutscher Übersetzung erscheinen (Foto © Catherine Hélie, Éditions Gallimard).
Mare Verlag 2019 / Geb. / 192 Seiten / 20,00 €
empfohlen von Gabi Klinski
Ich habe ein Faible für skurrile Figuren und ebensolche Momente im Alltäglichen, die sperrig sind, nicht perfekt, dabei gut gemeint „daneben“ gehen. Die beiden Protagonisten im Roman des Niederländers Mathis Deen verkörpern genau dieses Bild. Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Jan kennen, jung, Anfang 20, Bauer. Bauernhof „unterm“ Deich nahe der Nordsee, Winter, tiefer grauer Himmel, die Arbeit ist erledigt, weit und breit niemand da zum Reden. Was tun? Seine Eltern haben ihm wenige Monate zuvor – nach einem arbeitsreichen Leben – den Hof vermacht und sind Richtung Süden aufgebrochen, dabei sind sie leider von der Fahrbahn abgekommen.
Jetzt ist Jan allein und auf sich gestellt. Durch eine Kontaktanzeige, pragmatisch formuliert, lernt er Wil kennen. Sie sucht nicht den Kontakt, nicht die Liebe, sondern Ruhe von dem Stadtleben und ein Haus mit Meerblick. Zwei Menschen mit unterschiedlichstem Naturell versuchen zusammen zu finden. Komisch, berührend und gar nicht so fremd ist diese Geschichte von „Sehnsucht, Träumen und Einsamkeit“ (Het Parool).