Daniela Krien „Die Liebe im Ernstfall“

Diogenes Verlag 2019 / Geb. / 288 Seiten / 22,00 €
Eine Empfehlung von Maurizio Capaldi

Fünf Frauen stehen im Mittelpunkt des neuen Romans von Daniela Krien (Foto: Maurice Haas / © Diogenes Verlag): alle in der ehemaligen DDR aufgewachsen, den Mauerfall als Jugendliche erlebt, Schauplatz „heute“ ist Leipzig. Jetzt fordert sie der Alltag, dessen Bewältigung für keine der Protagonistinnen einfach ist. Jede von ihnen ringt um das Gelingen von Leben und Liebe. Krien beschreibt die Freuden und Leiden dieser Frauen nüchtern, pragmatisch. Die Sparsamkeit in ihrer Sprache kann deren Welt kaum besser treffen. Kein Adjektiv zu viel, dass hier von wesentlichen Aussagen ablenkt. Mit illusionsfreier Ehrlichkeit werden persönliche Tiefpunkte geschildert, und doch bleibt beim Leser ein Gefühl zurück, das positiv stimmt. Die emotionalen Höhen und Tiefen, Liebe und Leid haben nebeneinander ihren Platz. Aus dem Leben gegriffen. Nicht beschönigt, nicht dramatisiert. So wie sie das Leben selbst schreiben könnte. Ein Lesegenuss!

Mathijs Deen „Unter den Menschen“

Mare Verlag 2019 / Geb. / 192 Seiten / 20,00 €
empfohlen von Gabi Klinski

Ich habe ein Faible für skurrile Figuren und ebensolche Momente im Alltäglichen, die sperrig sind, nicht perfekt, dabei gut gemeint „daneben“ gehen. Die beiden Protagonisten im Roman des Niederländers Mathis Deen verkörpern genau dieses Bild. Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Jan kennen, jung, Anfang 20, Bauer. Bauernhof „unterm“ Deich nahe der Nordsee, Winter, tiefer grauer Himmel, die Arbeit ist erledigt, weit und breit niemand da zum Reden. Was tun? Seine Eltern haben ihm wenige Monate zuvor – nach einem arbeitsreichen Leben – den Hof vermacht und sind Richtung Süden aufgebrochen, dabei sind sie leider von der Fahrbahn abgekommen.

Jetzt ist Jan allein und auf sich gestellt. Durch eine Kontaktanzeige, pragmatisch formuliert, lernt er Wil kennen. Sie sucht nicht den Kontakt, nicht die Liebe, sondern Ruhe von dem Stadtleben und ein Haus mit Meerblick. Zwei Menschen mit unterschiedlichstem Naturell versuchen zusammen zu finden. Komisch, berührend und gar nicht so fremd ist diese Geschichte von „Sehnsucht, Träumen und Einsamkeit“ (Het Parool).

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Julien Barnes „Die einzige Geschichte“

Verlag Kiepenheuer & Witsch 2019 / Geb. / 304 Seiten / 22,00 €
empfohlen von Nina Schramm

Im spießig verklemmten England der Sechziger verliebt sich der 19jährige Paul in die fast 30 Jahre ältere, verheiratete Susan. Nach außen hin ist Paul Susans Tennispartner, doch schon bald durchschaut ihr Umfeld die Fassade. Susan wird in ihrer Kleinstadt vor den Toren Londons zur „persona non grata“, Pauls Eltern sind überfordert und reagieren mit Sprachlosigkeit und Ignoranz. Doch die beiden genießen die gesellschaftliche Ausgrenzung beinahe und auch Susans leidenschaftsbefreitem Ehemann bleibt schließlich nichts anderes übrig, als die Beziehung der beiden zähneknirschend zu tolerieren. Fast ein Jahrzehnt bleiben Susan und Paul zusammen.

Barnes´ Roman ist in drei Teile gegliedert und während der erste vom Liebesrausch des Anfangs erzählt, so der zweite vom Scheitern der Beziehung und der dritte vom Leben danach, auf das der fast 70jährige Paul am Ende zurückblickt.

Ein großartig erzählter Roman über Glück und Schmerz einer großen Liebe, die Barnes im Kontext einer bestimmten Zeit und Gesellschaft klug und zuweilen fast philosophisch reflektiert.

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