Michael Gerard Bauer „Dinge, die so nicht bleiben können“

Hanser Verlag 2021 / geb. / 224 Seiten / 15 € / ab 13 Jahren
Eine Empfehlung von Nicola Dielkus

In einer Vorlesung begegnet Sebastian seinem PWW – perfektem weiblichen Wesen. Doch kurz, nachdem er sich traut, ein paar Sätze mit ihr zu wechseln und herausfindet, dass sie Helena heißt, erscheint ihr Freund auf der Bildfläche. Bevor sich seine Enttäuschung breit machen kann, taucht die kesse Frieda auf und mischt sich in das Gespräch ein. Sie stellt sich als Sebastians Freundin aus der Kindheit vor, der er einst das Leben gerettet hat. Das ist die erste Geschichte, die Frieda erfindet und Sebastian immer neugieriger werden lässt. Wer ist dieses Mädchen und welche Geschichten stimmen wirklich? Und was ist mit ihm, wie will er von ihr wahrgenommen werden? Dieser Jugendroman handelt von der Suche nach dem eigenen Ich und den Rollen, die wir im Leben erfüllen sollen und spielen wollen.

Cornelia Franz „Calypsos Irrfahrt“

Carlsen Verlag 2021 / geb. / 144 Seiten / 12 € / ab 10 Jahren
Eine Empfehlung von Nicola Dielkus

Vier Wochen Segeln im Mittelmeer – nur Oskar, seine Eltern und die treue Familienhündin Lucy. Gerade als Oskar darüber nachdenkt, wieviel mehr Spaß und Spannung sein bester Freund jetzt im Fußball-Camp hat, entdeckt er in der Ferne einen rotweißen Rettungsring. Und etwas steckt noch drin: zwei Kinder! Moh und Nala sind auf der Flucht und auf sich allein gestellt. Nach und nach erfahren Oskar und seine Eltern mehr über die mutigen Geschwister und das Leben von Flüchtlingen. Wo sie auch an Land gehen, finden sie niemanden, der die beiden Kinder aufnehmen möchte. Oskar, dem Moh und Nala mehr und mehr ans Herz wachsen, ist das ganz recht. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, damit die zwei für hoffentlich immer bei ihnen bleiben können. Diese Geschichte erzählt einfühlsam, wie leicht sich große Probleme aus der Sicht der Kinder lösen lassen.

Antje Damm „Die Wette“

Moritz Verlag 2021 / Bilderbuch / 36 Seiten / 12,95 € / ab 5 Jahren
Eine Empfehlung von Gabriele Klinski

Lilo liebt Pflanzen und weiß viel über sie. Ihr Freund Hein ist Gärtner und wenn sie ihn besucht, reden sie oft darüber, was Pflanzen zum Leben brauchen. Für Hein ist klar „Sonne und Wasser reichen“, Lilo findet, dass sie auch Liebe brauchen und gut behandelt werden müssen. Sie beschließen eine Wette: Beide kümmern sich vier Wochen lang um ein Pflänzchen. Danach wollen sie schauen, welches besser gewachsen ist. Lilo lässt ihr Pflänzchen nicht allein, erzählt ihm Gutenachtgeschichten, spricht mit ihm und unterhält es mit Musik. Hein gießt und sorgt für Licht. Wer wird wohl diese Wette gewinnen?
Die Bilderbücher von Antje Damm überzeugen mich jedes Mal durch ihre besondere Technik, Szenenbilder aus Karton zu bauen. So entsteht ein mehrdimensionaler Eindruck und gibt den Bildern ihre charakteristische Lebendigkeit.

Gabriele von Arnim „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“

Rowohlt Verlag 2021 / geb. / 220 Seiten / 22 €
Eine Empfehlung von Gabriele Klinski

Selten habe ich in den ersten Wochen des Jahres ein Buch gelesen, dass mich dermaßen „mitgenommen“ hat: Eine Frau erzählt, höchst reflektiert, von entscheidenden zehn Jahren ihres Lebens. Sie ist Ende Fünfzig, als ihr Mann, einige Jahre älter, beruflich nicht mehr aktiv, einen schweren Schlaganfall erleidet, kurz darauf einen zweiten. Er wird zum Pflegefall, kann nicht gehen, lesen, schreiben, sich nicht klar artikulieren. An dem Abend, als der erste Schlaganfall geschah, hatte sie ihm mittags gesagt, dass sie nicht mehr an seiner Seite leben möchte. Jedoch: Im Augenblick des Geschehens wird aus ihr die Frau des Kranken. Die folgenden zehn Jahre leben Sie zusammen bis zu seinem Tod. Fürsorge, Zuwendung, Angst, Rettungsversuche, Aggression, Aufopferung, Zweifel, Wut, Freude, Trauer – all das charakterisiert diesen Lebensabschnitt der beiden. Sie kämpfen, leiden, wüten und erleben sich in neuer Innigkeit.
Gabriele von Arnim erzählt ihre Geschichte mit großer Offenheit, denn: Zitat „Wir brauchen Geschichten, um das Leben zu verstehen“.

Andreas Brandhorst „Mars Discovery“

Piper Verlag 2021 / Paperback / 464 Seiten / 18 €
Eine Empfehlung von Detlef Gertkamp

Eleonora Delle Grazie wird Kommandantin der ersten bemannten Marsmission. Sie bricht zu einem großen kosmischen Abenteuer auf, das auf der Erde in naher Zukunft beginnt und über den Mars in die Tiefen des Universums führt. Als Botschafterin und Mittlerin zwischen künstlicher Intelligenz und biologischer Existenz reist sie weit in die Zukunft; bis ans Ende von Raum und Zeit.
Der Science-Fiction Autor Andreas Brandhorst beeindruckt mit spektakulären Zukunftsvisionen.
In seinem neuen Roman „Mars Discovery“ greift er das Thema der Weiterentwicklung von KI’s zu einer globalen, den Menschen weit überlegenen Maschinenintelligenz auf. Mit allen darin liegenden Chancen und Gefahren. Science-Fiction in schönster Form. Auch nach 464 Seiten möchte man noch mehr.

Oyinkan Braithwaites „Das Baby ist meins“

Blumenbar Verlag 2021 / geb. / 128 Seiten / 15 €
Eine Empfehlung von Sophie Wray

Ein weiteres Mal ist es der Autorin gelungen, eine packende Geschichte zu erzählen, die perfekt die Beklemmung des erzwungenen Hausarrestes einfängt, zugespitzt durch eine verzwickte Situation, wie man sie aus der Bibel kennt: Ein Baby zwischen zwei Frauen, ein Mann muss bestimmen, wem das Baby gehört.
Bambi, der während den Zeiten von Corona von seiner Freundin rausgeschmissen wird, als sie herausfindet, dass er sie betrügt. Da nun obdachlos, fährt er zum leer geglaubten Haus seines verstorbenen Onkels, doch als er dort ankommt, muss er zu seiner Überraschung feststellen, dass seine Tante Bidemi dort ist, die ihm glücklich ihr Baby präsentiert. Doch jemand Viertes ist im Haus: Esohe, die Geliebte seines Onkels, die darauf besteht, dass das Baby ihres ist. Zu Anfang sicher, dass Esohe lügt, zweifelt Bambi mehr, je länger er mit den Frauen im Haus gefangen ist.

Alena Schröder „Junge Frau am Fenster stehend Abendlicht, blaues Kleid“

DTV 2021 / geb. / 368 Seiten / 22 €
Eine Empfehlung von Tanja Hack

Die 27- jährige Kulturwissenschaftlerin Hannah schreibt an ihrer Doktorarbeit mit wenig Erfolg. Jeden Dienstag verlässt sie die Bibliothek früher als üblich, um ihre eigensinnige, verschlossene, fast 100 Jahre alte Großmutter Evelyn in ihrer Seniorenresidenz zu besuchen. Bei einem der Besuche entdeckt Hannah den Brief eines Anwalts aus Israel. Evelyn scheint die einzige Erbin eines geraubten, verschollenen Kunstvermögens zu sein. Über ihre Vergangenheit redet die alte Dame jedoch nicht. Hannah wird neugierig und begibt sich auf eine aufregende Reise: Die Suche nach dem Erbe und damit ihrer Familiengeschichte. Dabei trifft sie auf Frauen aus vier Generationen, jede nach einem selbstbestimmten Leben strebend. Temporeich und spannend erzählt, ein toller Schmöker!