Steidl 2023 / Geb. / 104 Seiten / 20 € Empfohlen von Markus Felsmann
Irland in den 1980’er Jahren: An einem Sommertag liefert ein Vater seine achtjährige Tochter bei entfernten Verwandten, dem kinderlosen Ehepaar Kinsella, ab. Die finanzielle Lage ist eng, denn seine Frau ist mit dem vierten Kind schwanger, es gilt »ein Maul mehr zu stopfen«. Sollen die Kinsellas die Kleine also möglichst lang bei sich behalten.
In der neuen Umgebung gibt es alles im Überfluss und das Mädchen lernt, was Familie eigentlich bedeutet: Zuwendung, Liebe und das Gefühl, versorgt zu sein. Doch Glück ist ein fragiler Zustand …
Claire Keegan, eine der besten irischen Gegenwartsautorinnen, schätze ich für die große Humanität, die ihre Werke – zuletzt »Kleine Dinge wie diese« – auszeichnen. Auf nur wenigen Seiten schildert die Autorin meisterlich die kindliche Erfahrung, geborgen zu sein und geliebt zu werden – freilich ohne jemals in den Kitsch abzurutschen. Kein Wort ist zu viel; die erzählerische Balance aus Beschreibung und Schweigen wird perfekt gehalten.
Mit »Das Dritte Licht« hat Claire Keegan eine bewegende Erzählung geschaffen, die über die Lektüre hinaus lange nachhallt. Große Literatur!