Katie Kitamura „Die Probe“

Hanser 2025 / Geb. / 176 Seiten / 23 €
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Ein Mittagessen in Manhattan – beiläufig, fast alltäglich. Doch mit einer einzigen Behauptung gerät die Wirklichkeit ins Wanken: Ein junger Mann tritt an die Seite einer Schauspielerin und erklärt, er sei ihr Sohn. Ein Sohn, den sie nie geboren hat. Aus dieser Irritation spinnt Katie Kitamura in „Die Probe“ ein raffiniertes psychologisches Spiel, das Identität, Erinnerung und Wahrheit unaufhörlich gegeneinander verschiebt. Die Schauspielerin, Meisterin der Masken, probt eigentlich nur für ihre nächste Rolle – und doch gerät sie plötzlich selbst ins Proben. Ist Xavier ein Betrüger, ein Spiegel, ein Gespenst? Und was bedeutet seine Anwesenheit für ihre Ehe mit Tomas, dem Schriftsteller, der mit dem Scheitern ringt?

Kitamura entfaltet die Begegnung in einer Sprache, die kühl wirkt und dabei brennt; präzise und zugleich von einer unheimlichen Intensität. „Die Probe“ ist weniger ein Roman mit eindeutigen Antworten als ein literarisches Experiment: Wie dünn ist die Haut, die Fiktion und Wirklichkeit trennt? Wie schnell kippt Nähe ins Unheimliche, Intimität ins Fremde? Kitamura beobachtet mit scharfem Blick, aber nie ohne Empathie – und schafft so ein Werk, das zugleich verstört und fesselt. Katie Kitamura beweist mit „Die Probe“ einmal mehr, warum sie zu den spannendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur zählt.

Ozan Zakariya Keskinkiliç „Hundesohn“

Suhrkamp 2025 / Geb. / 219 Seiten / 24 €
Eine Empfehlung von Lukas Becker

„Hundesohn“ ist ein Roman über das, was bleibt, wenn man zu viele Orte bewohnt, aber nirgends ganz zuhause ist – über Liebe, die nicht vergeht, obwohl sie nie ganz gelebt wurde. Es ist die Geschichte von Zeko, einem jungen Berliner zwischen Parks und Moscheehöfen, zwischen Therapiesitzung und Freitagsgebet, der Männer küsst und doch immer nur an einen denkt: Hassan, den Nachbarsjungen aus Adana, den der Großvater verächtlich „Hundesohn“ nannte und den Zeko nie vergessen konnte.

Mit jedem flüchtigen Körper, jeder Begegnung, jedem Blick zurück in die sengende Sommerhitze Anatoliens wird spürbar, wie tief Erinnerung im Begehren wurzelt – und wie sehr das, was war, das Jetzt überschattet. Keskinkılıç schreibt mit großer Intensität und zugleich mit einer poetischen Zurückhaltung, die mehr andeutet als erklärt. Es geht um Verlust, Scham, Begehren, Stolz – aber auch um Rituale, Sprache, Essen, Gebet. Die arabischen Lieder des Großvaters hallen ebenso nach wie die stillen Lücken im Gespräch mit Hassan. Berlin und Adana überlagern sich in diesem Text wie zwei Ebenen einer Karte: Nie ganz deckungsgleich, aber untrennbar verbunden. Zekos Körper trägt beide Städte in sich – und mit ihnen die Zerrissenheit einer queeren migrantischen Existenz, die sich nicht auflösen lässt in Identität, aber auch nicht verbergen lässt im Alltag.

Ozan Zakariya Keskinkiliç
Hundesohn
Suhrkamp 2025 / Geb. / 219 Seiten / 24 €
Eine Empfehlung von Lukas Becker & Susanne Stammeier

„Hundesohn“ ist ein Roman über das, was bleibt, wenn man zu viele Orte bewohnt, aber nirgends ganz zuhause ist – über Liebe, die nicht vergeht, obwohl sie nie ganz gelebt wurde. Es ist die Geschichte von Zeko, einem jungen Berliner zwischen Parks und Moscheehöfen … weiterlesen

Katie Kitamura
Die Probe
Hanser 2025 / Geb. / 176 Seiten / 23 €
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Ein Mittagessen in Manhattan – beiläufig, fast alltäglich. Doch mit einer einzigen Behauptung gerät die Wirklichkeit ins Wanken: Ein junger Mann tritt an die Seite einer Schauspielerin und erklärt, er sei ihr Sohn. Ein Sohn, den sie nie geboren hat. Aus dieser Irritation spinnt … weiterlesen

Kaska Bryla
Mein Vater, der Gulag, die Krähe und ich
Residenz 2025 / Geb. / 255 Seiten / 26 €
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Manchmal sind die größten Geschichten leise. Im heißen Sommer 2020 lebt die Autorin auf einem Wagenplatz, kämpft mit Krankheit und zugleich mit der Suche nach einem selbstbestimmten Leben. Kraft schöpft sie aus Erinnerungen und inneren Gesprächen mit ihrem Vater … weiterlesen

Susanne Straßer
Rutsch doch, Dachs!
Peter Hammer 2025 / Pappe / 26 Seiten / 14,90 Euro / ab 2 Jahren
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Ein kleiner Dachs, eine große Rutsche – und jede Menge tierische Freunde: Mit wenigen Worten und hinreißenden Bildern erzählt Susanne Straßer eine typische Spielplatzszene, die Kinder sofort wiedererkennen. Dachs will rutschen, klettert tap, tap, tap die Leiter hinauf … und bleibt doch oben sitzen. Zu hoch! … weiterlesen

Anne Ameling
Dämmernachtstraum
ars edition 2025 / Geb. / 416 Seiten / 17 Euro / ab 10 Jahren
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Mit Dämmernachtstraum entführt Anne Ameling ihre Leserinnen und Leser in eine Welt, die gleich um die Ecke beginnt – und doch voller Magie steckt. Im Mittelpunkt steht Lilimott Förster, 13 Jahre alt, die sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht … weiterlesen

Katja Gehrmann
Philippa oder Gespenster wäscht man nicht
dtv 2025 / Geb. / 96 Seiten / 15 Euro / ab 5 Jahren
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Ein altes Haus, drei gelangweilte Gespenster und ein Mädchen, das keine Angst kennt – das ist der Stoff für ein turbulentes Vorleseabenteuer. Philippa zieht mit ihrem Hund Rudolfito in eine Villa ein, in der Ferdinand, Margarete-Louise und Sir Egmont … weiterlesen

Katja Gehrmann „Philippa oder Gespenster wäscht man nicht“

dtv 2025 / Geb. / 96 Seiten / 15 Euro / ab 5 Jahren
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Ein altes Haus, drei gelangweilte Gespenster und ein Mädchen, das keine Angst kennt – das ist der Stoff für ein turbulentes Vorleseabenteuer. Philippa zieht mit ihrem Hund Rudolfito in eine Villa ein, in der Ferdinand, Margarete-Louise und Sir Egmont schon lange auf ihre nächste Spuk-Gelegenheit warten. Doch bei Philippa geht jeder Geisterstreich gründlich schief, denn sie ist furchtlos, neugierig und ziemlich schlau.

Bald schlägt die anfängliche Spukerei in Freundschaft um. Und als die strenge Tante plötzlich vor der Tür steht, zeigt sich, dass echte Gespenster manchmal die besten Helfer sind. Denn gemeinsam kann man nicht nur lachen, sondern auch Schwierigkeiten überstehen.

Katja Gehrmann erzählt mit viel Humor und Herzenswärme, ihre Figuren sind lebendig und unverwechselbar – vom cleveren Mädchen über den treuen Hund bis zu den liebenswert-verschrobenen Hausgeistern. Der Sprachrhythmus lädt zum Vorlesen ein, und die Mischung aus Spannung und Spaß macht das Buch zu einem echten Familienvergnügen.

Anne Ameling „Dämmernachtstraum“

ars edition 2025 / Geb. / 416 Seiten / 17 Euro / ab 10 Jahren
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Mit Dämmernachtstraum entführt Anne Ameling ihre Leserinnen und Leser in eine Welt, die gleich um die Ecke beginnt – und doch voller Magie steckt. Im Mittelpunkt steht Lilimott Förster, 13 Jahre alt, die sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als unsichtbar zu bleiben. Doch ein funkelndes Wesen durchkreuzt ihre Pläne und enthüllt ihr eine Aufgabe, die größer ist, als sie sich je hätte träumen lassen.

Aus der unscheinbaren Schülerin wird eine Heldin wider Willen. Zwischen den hellen Tagholden und den geheimnisvollen Nachtspinstern muss Lilimott lernen, mutig zu sein und für ihre Freunde einzustehen. Dabei gelingt es Ameling, Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt und das Überwinden eigener Ängste mit Spannung und Fantasie zu verweben. So entsteht eine Geschichte, die nicht nur aufregend ist, sondern auch berührt.

Die Sprache ist lebendig und voller Witz, die Figuren sind bunt und einprägsam – allen voran Lilimott, die man sofort ins Herz schließt. Humorvolle Szenen wechseln sich ab mit echten Gänsehautmomenten, sodass man das Buch nicht aus der Hand legen mag.

Ein packendes Fantasy-Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren – klug, warmherzig und voller Magie. Anne Ameling erzählt eine Geschichte, die zeigt, wie viel Mut in einem steckt, wenn man an sich selbst glaubt.

Susanne Straßer „Rutsch doch, Dachs!“

Peter Hammer 2025 / Pappe / 26 Seiten / 14,90 Euro / ab 2 Jahren
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Ein kleiner Dachs, eine große Rutsche – und jede Menge tierische Freunde: Mit wenigen Worten und hinreißenden Bildern erzählt Susanne Straßer eine typische Spielplatzszene, die Kinder sofort wiedererkennen.

Dachs will rutschen, klettert tap, tap, tap die Leiter hinauf … und bleibt doch oben sitzen. Zu hoch! Zu aufregend! Doch nach und nach kommen Wolf, Wiesel, Reiher, Wildschwein und schließlich das Kind, bis alle oben auf der Rutsche warten.

Mit viel Humor und Wiederholung schafft Susanne Straßer einen Rhythmus, der schon die Kleinsten begeistert. Kinder können die Lautmalereien mitsprechen, die Tiere benennen und gespannt verfolgen, ob Dachs sich endlich traut. Die Illustrationen sind klar, bunt und voller liebevoller Details – perfekt für kleine Entdeckeraugen!