Kaska Bryla „Mein Vater, der Gulag, die Krähe und ich“

Residenz 2025 / Geb. / 255 Seiten / 26 €
Eine Empfehlung von Lukas Becker

Manchmal sind die größten Geschichten leise. Im heißen Sommer 2020 lebt die Autorin auf einem Wagenplatz, kämpft mit Krankheit und zugleich mit der Suche nach einem selbstbestimmten Leben. Kraft schöpft sie aus Erinnerungen und inneren Gesprächen mit ihrem Vater, der als Mitglied der polnischen Untergrundarmee den Gulag überlebt hat. Seine Widerstandskraft hallt in ihr nach – anders, doch ebenso kämpferisch, in ihrer queeren Existenz.

Neben die historischen und persönlichen Spiegelungen tritt Karl, ein gestrandetes Krähenbaby, das Fürsorge und Nähe verlangt. Zwischen Fieberträumen, Einsamkeit und stillen Momenten entfaltet Bryla eine Sprache, die lakonisch, liebevoll und manchmal surreal ist. Sie verwebt Vatergespräche, Gegenwart und innere Bilder zu einem Ganzen, das sowohl intimes Porträt als auch Reflexion über Widerstand, Versprechen und Verbundenheit ist.

Ein berührendes, still kraftvolles Buch über Familie, Überleben und die kleinen Momente, die uns tragen. Kaska Bryla erzählt von Mut, Erinnerung und der Suche nach einem selbstbestimmten Leben – ein leises, aber unvergessliches Buch.