Diogenes Verlag 2021 / geb./ 256 Seiten / 22 € Eine Empfehlung von Nina Schramm
Die kanadische Stadt Toronto ist Ort des Geschehens aller vier Geschichten, die Kenneth Bonert in seinem Erzählband „Toronto“ zusammengetragen hat. Bonert wurde in Johannesburg (Südafrika) geboren und emigrierte als 17 Jähriger mit seinen Eltern nach Kanada. Toronto selbst ist als Einwanderermetropole bekannt, die unterschiedlichsten Kulturen treffen hier aufeinander. Bonert erzählt von Menschen, die in unserer modernen, westlichen Welt leben, die so unendlich viele Möglichkeiten und Begegnungen bereithält.
Doch ist es oft die Einsamkeit, die die Menschen umtreibt und zu den absurdesten Handlungen bringt. Egal ob Immobilienmaklerin, Künstler oder Hausfrau – jede/jeder sucht hier sein Glück und seinen Ankerplatz im Leben und erkennt sich selbst erst in der Begegnung mit dem anderen. Die Wege, die Bonerts Figuren zurücklegen und die Abgründe, die er aufzeigt, stehen im harten Kontrast zur vielgepriesenen kanadischen „Feel good“- und Höflichkeitsmentalität. Bonerts Sprache erzeugt Kopfkino. Er lässt die LeserInnen durchs Schlüsselloch blicken, schonungslos und ohne rosarote Brille. Dabei erschafft er beeindruckende flirrende Großstadtliteratur. Ich habe wie im Rausch gelesen.