Jenny Mustard „Okaye Tage“
Eine Begegnung der Gegensätze
Eichborn Verlag 2024 / Geb. / 368 Seiten / 24 €
Romanrezension von ?
Der Sommer in London wird für Sam und Luc zu einem Tanz zwischen Euphorie und Zweifel, Übermut und Vorsicht. Während sie gemeinsam die Straßen Londons erkunden, entwickelt sich ihre Beziehung auf eine Art und Weise, die sie beide nicht vorhersehen konnten. Die Autorin versteht es meisterhaft, die Höhen und Tiefen dieser jungen Liebe darzustellen – von den Momenten purer Freude und Unbeschwertheit bis hin zu tiefen Zweifeln und Ängsten. Es ist eine Beziehung, die durch intensive Emotionen und starke Gegensätze geprägt ist. Die Gefühle sind mal überschäumend, mal verletzend, aber stets authentisch.
„Okaye Tage“ baut seine Spannung langsam und stetig auf. Die Erzählweise aus beiden Perspektiven – Sams impulsiver und Lucs reflektierter Sicht – lässt die Leserinnen tief in die Gefühlswelt beider Charaktere eintauchen. Die Geschichte ist geprägt von überraschenden Wendungen, die sowohl die Figuren als auch die Leserinnen herausfordern. Während man zunächst glaubt, den Verlauf der Geschichte erahnen zu können, überrascht die Autorin immer wieder mit neuen, unerwarteten Ereignissen. Diese Wendungen sind nicht nur geschickt platziert, sondern auch emotional aufgeladen. Besonders spannend ist der Umgang mit umstrittenen Themen wie Abtreibung, die nicht nur das Leben der Charaktere beeinflussen, sondern auch den Leser*innen viel Raum zum Nachdenken geben.
Die Erzählweise von „Okaye Tage“ ist alles andere als konventionell. Die Geschichte beginnt ohne große Vorwarnung – man wird direkt in die Handlung hineingeworfen, was zunächst überwältigend wirken kann. Diese Unmittelbarkeit zieht die Leser*innen sofort in ihren Bann und lässt keine Zeit, sich langsam an die Geschichte zu gewöhnen. Durch zahlreiche Zeitsprünge und Rückblicke wird die Erzählstruktur immer wieder aufgebrochen. Anfangs kann dies verwirrend sein, doch mit der Zeit wird genau dieser Stil zu einem der interresantesten Aspekte des Buches. Die Rückblicke offenbaren nach und nach mehr über die Vergangenheit der Charaktere und fügen sich wie Puzzleteile zu einem vollständigen Bild zusammen. Es ist ein literarisches Spiel mit der Zeit, das zwar etwas Konzentration erfordert, sich aber am Ende lohnt.
Neben den beiden Hauptfiguren Sam und Luc gibt es eine Vielzahl von Nebencharakteren, die das Universum von „Okaye Tage“ bereichern. Anfangs wirken einige von ihnen flüchtig und oberflächlich, doch im Laufe der Geschichte erfährt man immer mehr Details über sie. Die Nebenfiguren sind nicht nur dazu da, die Handlung voranzutreiben, sondern haben ihre eigenen Geschichten und Motivationen, die nach und nach ans Licht kommen.
„Okaye Tage“ ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Leserinnen durchleben gemeinsam mit den Figuren Trauer, Freude und Angst. Die Autorin versteht es, Emotionen so greifbar zu machen, dass man sich mit den Figuren verbunden fühlt, als wären sie reale Menschen. Diese emotionale Intensität ist eine der größten Stärken des Buches und lässt die Leser*innen lange nach der letzten Seite nicht los.
„Okaye Tage“ ist mehr als nur eine Liebesgeschichte. Es ist ein Buch über das Leben, das Loslassen, das Wachsen und das Navigieren durch die schwierigen Entscheidungen, die wir alle treffen müssen. Die Mischung aus impulsiver Leidenschaft und nachdenklicher Reflexion, kombiniert mit einer ungewöhnlichen Erzählstruktur und tiefgehenden Themen, macht „Okaye Tage“ zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis. Es zeigt, das eine Kollision zweier Welten night immer in einer Katastrophe endet, sondern dass die Mischung manchmal genau das richtige ist. Es ist eine Geschichte, die noch lange nachhallt und zum Nachdenken anregt – über die Liebe, das Leben und all die „okaye Tage“ dazwischen.